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Hilfe, mein Kind ist magersüchtig!

Kaum etwas scheint so störanfällig, wie unser Verhältnis zum Essen. Zuviel, zu wenig, heimliches Ausspucken, verweigern, pathologisch anmutendes Regime über das eigene Essverhalten und später auch den Alltag. Das Essen reguliert den Tag und ist Zentrum von Gemeinschaften, auch der Familiengemeinschaft. Wenn mein Kind plötzlich nicht mehr isst, sich verweigert, gerät alles aus den Fugen und in der Familie halten oft Ärger, Wut, Frustration und Ohnmacht Einzug. Lange bevor die Eltern es merken, hat sich heimlich ein verändertes, reduziertes, ausgrenzendes und oftmals schonungslos vermeidendes Essverhalten eingeschlichen. Gutes Zureden, Versuche es "so hinzukriegen", auf plötzliche Heilung zu hoffen, scheitern meist, denn paradoxer Weise geht es bei einer Essstörung meist nicht ums Essen, sondern um Gefühle, Ängste und Nöte, die unausgesprochen sind, noch keine Worte gefunden haben und nicht selten im Verborgenen liegen. Die Appellierung an mein Kind: "Jetzt iss halt was!" können nicht funktionieren. Wir müssen verstehen und miteinander einen "Lösungs"Weg suchen.

Erste Schritte.......

In einem persönlichen Gespräch mit Ihnen und Ihrem Kind lerne ich die Situation kennen und kann Sie hinsichtlich der ersten notwendigen Abklärungen beraten. Dies in Zusammenarbeit mit dem Kinderarzt und allfällig anderen bereits eingebundenen Fachpersonen, wie z.B. Ernährungsberatung. Meist umfasst dies eine genaue körperliche Untersuchung beim Kinderarzt, eine umfassende Blutanalyse, die Hinweise auf den Belastungszustand des Körpers gibt, Sonografie der inneren Organe sowie ein MRI des Kopfes, um andere Faktoren für das reduzierte Essverhalten auszuschliessen. Wir legen die regelmässige Kontrolle des Gewichts fest und besprechen erste wichtige Schritte in der Mahlzeitengestaltung sowie den Umgang mit der Essenssituation. Am wichtigsten, aber manchmal nicht am einfachsten ist es, die Betroffene (selten auch den Betroffenen) für eine Behandlung zu motivieren. Am Anfang überwiegt die Krankheit im Denken und eine Magersucht räumt nie freiwillig das Feld. Daher ist Motivationsarbeit und Krankheitseinsicht ein wichtiger Bestandteil der ersten Begegnungen. 

Weitere Schritte

Meist begleite ich Ihr Kind in wöchentlichen Terminen. Dort versuchen wir besser zu verstehen, schauen hin und ergründen im besten Fall, wofür die Erkrankung steht. Dadurch wird es möglich, die Symptome loszulassen, weil wir funktionelle, also "gute" Lösungsstrategien für die Schwierigkeiten, die zur Erkrankung geführt haben, finden können.  Je nach Hungerzustand ist dies aber auch erst nach einigen Monaten möglich, dann, wenn der Körper soweit gesundet ist, dass auch die Psyche wieder ergründet werden kann. Das heisst, manchmal muss erst gegessen werden und erst im zweiten oder dritten Schritte, können wir verstehen. 

Auch die Bezugspersonen werden regelmässige Termine mit mir wahrnehmen, denn das Essen findet gewöhnlich in der Familie statt und Sie als Eltern oder Bezugsperson nehmen eine wichtige Rolle in der Begleitung der Behandlung ein. Egal ob wir uns gemeinsam für einen Familienbasierten Behandlungsansatz (FBT) entscheiden, bei dem die Verantwortung für Essen und Gewichtszunahme zunächst bei Ihnen als Eltern liegt oder andere Wege als sinnvoller erachten, Sie sind und bleiben zentral für Ihr Kind, auch wenn es schon jugendlich und eigentlich flügge ist. 

Im Prozess....

Die Anorexiebehandlung ist ein Marathon, kein Sprint, sagte Prof. Herpertz-Dahlmann einmal. Darauf müssen sich alle gefasst machen, die Kräfte einteilen und auch zu sich schauen. Je früher aber interveniert wird, desto schneller und besser die Erfolgschancen. Jeder kann wieder gesund werden, doch in den ersten 3 Jahren ist es am leichtesten. 

Ich orientiere mich, basierend auf den aktuell geltenden Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, an den Möglichkeiten meiner PatientInnen. Ich kann Ihnen Expertise im Feld der Erkrankung liefern, Sie als Eltern und Ihr Kind sind Experten für die eigene Situation und mögliche Lösungsstrategien. Gemeinsam müssen wir rausfinden, was funktioniert, was richtig ist und wie wir zum Ziel kommen: zurück ins Leben und gestärkt die anstehenden Entwicklungsschritte gehen können.  

Zu Beginn einer Begegnung stehen jeweils mehrere Gespräche, in denen ich versuche mir zusammen mit den Ratsuchenden ein Bild über die aktuelle Situation zu machen. Je nach Anliegen, Alter, persönlichen Vorlieben, psychischem Zustand und Möglichkeiten des Klienten finden die Stunden als Gesprächstherapie, Spieltherapie oder in gemeinsamen Familiengesprächen statt. Meiner ursprünglichen Ausbildung folgend spielen für mich psychoanalytische sowie systemische Ansätze eine Rolle. Im therpeutischen Arbeiten wende ich schematherpeutische sowie aus der Gestalttherapie stammende Module an. Je nach Krankheitsbild kommen darüber hinaus verhaltenstherapeutische Elemente sowie bei Bedarf auch medikamentöse Therapien zum Einsatz. Aus der Traumaarbeit stammt die von Shapiro entwickelte EMDR Methode. Sie kann bei emotional schwer zu verarbeitenden Zuständen eingesetzt werden.

Es ist mir ein Anliegen eine vertrauensvolle, angenehme Beziehungsebene mit meinem Gegenüber zu schaffen. Nur so ist aus meiner Sicht ein gemeinsamer therapeutischer Weg möglich, der jeden Einzelnen dazu befähigen soll, die im Leben auftauchenden krisenhaften Erlebnisse oder Entwicklungsaufgaben selbstbestimmt und in Einklang mit sich lösen zu können. Hierbei kann die spirituelle Psychotherapie gute Ergänzungen bringen. Je nach Offenheit des Klienten führe ich in die Meditation ein.

 

Auf unserem Weg zum Erwachsenwerden sind in der kindlichen und später jugendlichen Entwicklung viele Aufgaben zu bewältigen. Eltern und Familie sind als Teil dieses Prozesses vielfältig gefordert - manchmal auch überfordert, weil individuelle Hürden, spezifische Reaktionen und Hilfestellungen erfordern. In gemeinsamen Gesprächen können Sie lernen, die Verhaltensweisen ihres Kindes besser zu verstehen und angemessene Reaktionen zu entwickeln, die ihr Kind befähigen, die Entwicklung weiterzuführen. Aber nicht nur die Kinder sollen sich im Laufe des Lebens entwickeln, auch die Eltern müssen einen Prozess durchlaufen, der nicht immer reibungslos gelingt und manchmal durch Konflikte und Uneinigkeit geprägt ist. Lernen Sie eine gemeinsame Haltung zu erlangen, in dem Sie sich und Ihr Verhalten reflektieren, diskutieren und anpassen.